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Bildungsplan 0-10 geht in die Praxis

10.04.2019 - Nach zweieinhalb Jahren Planung und Entwicklung ist es soweit: Der Bildungsplan 0-10 geht in die Praxis. Im vergangenen Jahr wurde das Dach für den Bildungsplan geschaffen – die pädagogischen Leitideen, die gemeinsam von Wissenschaft und Praxis diskutiert und kreiert worden sind. Auf dieser Basis wurden in AG’s die ersten Konzeptionen für drei Bildungsbereiche (Sprache, Mathematik und Ästhetische Bildung) entwickelt. Bis September 2019 werden diese Konzeptionen mit ihren Praxisbeispielen fertiggestellt sein und sollen dann von den Kitas und Grundschulen der Pilotverbünde erprobt werden. Davon sind jetzt fünf gestartet – in Blumenthal, Gröpelingen, Hemelingen, der Neustadt und in Bremerhaven Lehe.

Für die Akteure der Pilotverbünde war es besonders wichtig, auf bestehende Kooperationen aufbauen zu können, denn es werden in Bremen und Bremerhaven bereits diverse Projekte – beispielsweise TransKigs, MiTSprache, die durchgängige Sprachförderung, die unterjährige Einschulung, die Begabtenförderung - umgesetzt. In Bremerhaven sind bereits alle Kitas und Grundschulen in einer Verbundstruktur organisiert, Bremer können also von der Seestadt lernen.

In einer sehr gut besuchten Veranstaltung informierten sich Fachkräfte aus Kitas, Grundschulen, dem Ressort, aus Bremerhaven, der Bremer Uni und der Hochschule sowie Senatorin Claudia Bogedan über den Stand und die weiteren Schritte der Bildungsplan-Entwicklung.
Bogedan betonte in ihrer Rede die Notwendigkeit eines guten, strukturierten Übergangs von der Kita in die Grundschule: „Ich werde immer wieder gefragt, was denn am Bildungsplan neu sei, es sei doch schon früher in Verbünden gearbeitet worden. Das stimmt! Neu ist, dass wir nicht mehr in vielen einzelnen Projekten arbeiten wollen, die irgendwann enden. Wir wollen Verbindlichkeit und Stabilität durch Strukturen schaffen, und zwar unabhängig davon, welche Personen aufeinandertreffen – egal ob in Bremen oder in Bremerhaven, in Huchting oder Lehe. Eltern und Kinder sollen sich auf erkennbare Strukturen verlassen können. Diese sollen Orientierung und auch eine Vorstellung davon geben, wie Eltern ihr Kind gut durch den Bildungsprozess begleiten und unterstützen können. Dies wird umso leichter erkennbar, je klarer die Strukturen sind und je kontinuierlicher die Begleitung der Kinder durch Personen ist. Wenn man – so wie ich - zwischen den Stadtteilen umzieht, wird erkennbar, dass wir in Bremen dieses einheitliche System und die notwendige Transparenz noch nicht haben. Das ist ist aber das, was wir erreichen wollen und das, was Bremen benötigt. Wir wissen alle, dass in Bremen viele Kinder aus familiären Zusammenhängen kommen, die nicht durch Stabilität gekennzeichnet sind. Manche Eltern können ihren Kindern aus verschiedenen Gründen nicht die notwendige Aufmerksamkeit geben, weil sie beispielsweise von Arbeitslosigkeit bedroht sind oder aufgrund der ganzen Ratschläge und Ratgeber nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht. Ich denke, da sind wir als Staat gefordert, ob wir wollen oder nicht. Wir sind es den Kindern schuldig, Antworten zu geben und Unterstützungen zu bieten, um den Kindern gute Bildungschancen zu ermöglichen.

Manche Menschen kritisieren, dass der fertige Bildungsplan immer noch nicht vorliegt. Das ist wohl so, wenn man 2016 den Bildungsplan ankündigt und 2019 keine 100 fertigen Seiten auf den Tisch legen kann. Für mich als Senatorin wäre das sicherlich schicker gewesen. Ich hätte eine Häkchen dran gemacht, erledigt. Und dann? Dann hätten wir das Werk in einen Aktenschrank gestellt und in der Praxis wäre nichts angekommen. Das sollte keinesfalls passieren, deshalb haben wir bewusst den anderen Weg gewählt und nicht im stillen Kämmerlein mit Experten aus ganz Deutschland zusammengesessen und viel Papier produziert. Wir haben den Prozess von unten aufgebaut, mit dem ganzen schon vorhandenen Wissen aus der Praxis, aus den vielen Projekten. Wir haben mit den Leitideen ein Zwischenprodukt vorgelegt. Was da drin steht ist nicht neu. Neu ist aber die einheitliche Perspektive: Neu ist, dass sich Fachkräfte aus Kitas und Grundschulen zusammengetan haben und sagen: Ja, wir haben eine gemeinsame Perspektive auf das Kind und wollen auch gegenseitige Vorurteile abbauen. Das ist schon sehr gut gelungen. Im vergangenen Jahr haben die Arbeitsgruppen angefangen zu arbeiten. Nun können wir diese Vorarbeiten in die Praxis tragen. Und auch das wird nicht von oben für Kitas und Grundschulen verordnet. Nein, wir erproben in der Praxis, gucken uns an, wie es funktionieren kann, Stabilität und Strukturen dafür zu schaffen, dass es Gelingensbedingungen gibt, unter denen gut gearbeitet werden kann. Ich bin fest Überzeugt, das ist der richtige Weg. Weg von Projekten, hin zur dauerhaften, stabilen Bildungsarbeit in Bremen. Dafür danke ich allen Fachkräften herzlich.“